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Virtuelle Influencer – die Zukunft des Marketings?

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Erschienen in Apr I 2024 | Social Media
Level: Beginner

Strahlend weißes Lächeln, makellose Haut und lange, wallende Haare… Sind wir in den sozialen Medien unterwegs, werden wir ständig mit vermeintlicher Perfektion konfrontiert. Mittlerweile wissen wir, dass nicht alles, was wir online zu Gesicht bekommen, echt ist. Apps für das Bearbeiten und Retuschieren von Bildern gibt es zuhauf und die Anwendung wird auch immer leichter. Eine Gruppe von Influencern hebt diese Künstlichkeit auf ein neues Level: Virtuelle Influencer. Sie werden nicht nur retuschiert, sondern komplett computerbasiert erstellt.
Wir wollen dir heute näher erklären, was virtuelle Influencer sind, wer dahintersteckt und was sie von realen Influencerinnen und Influencern unterscheidet.

Virtuelle Influencer werden auch CGI-Influencer (Computer Generated Influencer) genannt. Sie sind fiktive Charaktere, die wie menschliche Influencer:innen in den sozialen Medien agieren. Sie arbeiten als Models, bauen sich eine Community auf, werden Markenbotschafter, lassen die Follower:innen am „Privatleben“ teilhaben, machen Werbung für Marken und etablieren ihre eigene Personal Brand. Hinter den meisten virtuellen Influencern steht eine komplette Storyline und ein eigens entwickelter Charakter mit Werten, Interessen und Persönlichkeitsmerkmalen. Sie verhalten sich online wie echte Personen. In den meisten Fällen ist aber (besonders anhand der Bilder und Videos) erkennbar, dass es sich um eine virtuelle Persönlichkeit handelt.

Beispiele für virtuelle Influencer

Virtuelle Influencer (VIs) existieren nicht erst seit heute. Die virtuelle Influencerin Lil Miquela postet bereits seit 2016 auf Instagram und arbeitete für Werbekampagnen bereits mit großen Marken wie BMW, Samsung, Haribo oder diversen Fashion Brands zusammen. Aktuell folgen ihr 2,6 Millionen Menschen. Auf ihrem Profil wird klar, dass sie sich „selbst“ als Roboter ansieht und weiß, dass sie kein echter Mensch ist. Ihr Roboterdasein nimmt sie immer wieder durch Memes oder lustige Captions zu ihren Beiträgen auf die Schippe.

Lil Miquelas erster Post (2016)

 

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Lil Miquela x Moncler (2018)

 

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Hier nimmt sich selbst auf die Schippe, indem sie eine Lackpolitur als „Skincare“ bezeichnet (2022)

 

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Zu Beginn bestanden die Posts von Lil Miquela und anderen VIs hauptsächlich aus statischen Bildern. Videos gab es selten. Und auch wenn wir die Qualität und Realistik der Bilder vergleichen wird klar, wie viel sich in den letzten Jahren getan hat. Die aktuellen Entwicklungen in Sachen künstlicher Intelligenz treiben auch die Darstellung und Inszenierung von virtuellen Influencer voran und lassen sie immer realer und natürlicher wirken. Auch Videos sind heute kein Problem mehr.

So soll laut dem Stern wohl ein deutscher Fußballer auf das KI-Model Emily Pelligrini reingefallen sein und sie um ein Kennenlernen gebeten haben. Ob das wirklich stimmt, wissen wir nicht. Ganz unvorstellbar kommt uns die Geschichte allerdings nicht vor. Die Bilder der VIs können mittlerweile täuschend echt aussehen. Emily Pelligrinis Instagramprofil wurde mittlerweile aber, so scheint es, aufgelöst.

Wer steckt hinter virtuellen Influencern?

Virtuelle Influencer:innen (VIs) können nicht alleine existieren. Sie haben kein Leben außerhalb der Onlinewelt. Irgendwer muss sie managen und irgendwer erhält auch das Geld, das Marken und Kooperationspartner den virtuellen Influencern zahlen. Wer im Hintergrund die Fäden zieht, ist unterschiedlich. Manchmal handelt es sich um Privatpersonen, große und bekannte VIs werden aber meistens von Unternehmen betrieben. Dort stehen ganze Teams hinter der virtuellen Persönlichkeit, welche die Person technisch umsetzen, Storylines erfinden und den Charakter entwickeln.

Die Teams hinter den VIs posten und bearbeiten Bilder und interagieren mit den Fans – alles im Namen des VIs. Bisher wurden die virtuellen Influencer hauptsächlich mit Technologien wie Computer Generated Imagery und Motion Capturing erstellt. Künstliche Intelligenz und das Verwenden von Avataren bieten hier allerdings enorm viele neue Gestaltungsmöglichkeiten und machen das Erstellen der Inhalten der VIs deutlich einfacher.

Computer Generated Imagery = Bezeichnet per 3D-Computertechnik generierte Bilder oder Videos, oftmals mit dem Ziel, möglichst realitätsnah auszusehen.

Motion Capturing = Wörtlich “Bewegungserfassung”, ist ein Trackingverfahren zu Erfassung und Aufzeichnung von Bewegungen, die anschließend von einem Computer wiedergegeben werden (beispielsweise über Motion-Capture-Anzüge, wie man sie aus Filmproduktionen kennt).

Laufen VIs menschlichen Influencer:innen den Rang ab?

Es gibt einige Faktoren, die für den Einsatz von virtuellen Influencern sprechen. Ob diese ethisch vertretbar sind und ob Unternehmen sich aufgrund dessen für virtuelle Influencer entscheiden sollen, sei dahingestellt. Folgende Faktoren könnten für VIs sprechen:

  • Sie haben genau die Meinung, die von ihnen verlangt wird und verursachen damit keine Skandale oder Shitstorms (außer diese sind einkalkuliert).
  • Theoretisch könnten sie rund um die Uhr arbeiten.
  • Sie altern nicht, können aber jedes Alter annehmen.
  • Sie können von jedem Ort der Welt aus agieren und es benötigt keine teuren Studios oder Kameraequipment
  •  Unternehmen können sich den „perfekten“ Influencer oder die „perfekte“ Influencerin nach ihren eigenen Vorstellungen erschaffen.
  • Die Tatsache, dass sie computergeneriert sind, erzeugt (aktuell noch) einen zusätzlichen Schub an Aufmerksamkeit.
  • Die Inhalte der virtuellen Influencer können leicht skaliert werden. Produktions- und Veröffentlichungsprozesse können automatisiert geschehen und Inhalte können im Handumdrehen z. B. in andere Sprache übersetzt und umgesetzt werden.
  • Die Kosten für Influencer Marketing mit VIs sind günstiger als mit echten Personen. Zusätzlich können VIs an mehrere Kampagnen gleichzeitig arbeiten, ohne dafür Kosten für z. B. Reisen zu verursachen.
  • Sofern ein VI vom Unternehmen selbst erstellt wurde, kann er nicht vom Vertrag abspringen, die Kooperation beenden oder zur Konkurrenz überlaufen – sie können langfristige und konsistente Markenbotschafter darstellen.

All das wären Gründe, wieso sich Unternehmen dazu entschließen könnten, virtuelle statt menschliche Influencer:innen zu engagieren oder sogar ihre eigenen VIs zu erstellen. Bei der ganzen Sache darf man aber nie vergessen, dass hinter den VIs immer noch echte Personen stehen müssen, die den virtuellen Personen sagen, was sie tun sollen, die Beiträge bearbeiten, posten und verwalten und die virtuellen Influencer:innen managen. Sie können also (noch) nicht komplett autonom eingesetzt werden.

Wir haben unsere Social-Media-Experten gefragt, was sie über virtuelle Influencer denken und wie sie sich ihrer Meinung nach in Zukunft entwickeln werden.

Portrait Daniel Zoll

Daniel Zoll
„Ich denke, KI-Influencer können erfolgreich sein. Die Frage ist halt, was „erfolgreich“ bedeutet. Aber Reichweite aufbauen, Sichtbarkeit generieren, als Werbegesicht fungieren… Das sind alles Dinge, die auf jeden Fall funktionieren werden und wofür es schon etliche Beispiele gibt.
Es wird auf jeden Fall Unternehmen und Brands geben, die KI-Influencer erfolgreich und zielführend für sich nutzen werden. Da bin ich auf die Entwicklung gespannt. Ich denke auch, dass das Thema für die Pornografie-Branche oder Plattformen wie OnlyFans bereits sehr spannend ist.“

Michael PraetoriusMichael praetorius PORTRAIT
Unser Social-Media-Experte Michael beleuchtet nicht nur reine KI-Influencer, sondern auch KI-basierte Technologien, die es ermöglichen, Avatare von echten Personen darzustellen. Damit können reale Influencer:innen beispielsweise Videos eindrehen und produzieren, ohne dass sie sich dafür vor die Kamera stellen müssen.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in naher Zukunft mehr virtuelle Influencer erleben werden.

Besonders spannend wird es, wenn wir echte Menschen und virtuelle Persönlichkeiten miteinander kombinieren. Eine reale Person, die in ein minderwertiges Mikrofon gesprochen hat, erhält eine makellose Studiostimme. Eine kurze Handyaufnahme mit schlechter Kameraqualität im Büro verwandelt sich in ein perfektes Video vor jeder erdenklichen Kulisse. Solche Technologien sind heute schon verfügbar und wir setzen sie auch bereits ein. Wir kreieren digitale Doubles von Personen, die nicht immer Zeit haben, selbst vor die Kamera zu treten oder nicht täglich Zugang zu einem Mikrofon besitzen.

Aus einer WhatsApp-Sprachnachricht entsteht so ein perfektes Video, das der Avatar vortragen kann. Zudem eignen sich diese Prozesse hervorragend für internationalen Content. Auf diese Weise kann ich auch in mehreren Sprachen kommunizieren.

Sollte dies zu unglaubwürdig erscheinen, kann ich die deutsche Person mit der deutschen Stimme durch eine Spanierin mit ihrer Muttersprache ersetzen. Der Inhalt bleibt gleich. Gerade im Unternehmensumfeld, in dem nicht jeder vor die Kamera treten möchte, können solche virtuellen Social Influencer ein enormes Potenzial bieten. Genau solche Innovationen entwickeln wir derzeit in unserem Unternehmen.

Dabei legen wir großen Wert auf Transparenz und informieren die Nutzer:innen darüber, ob sie es mit einer echten Person oder einer virtuellen Persönlichkeit zu tun haben.“

Auch wenn viele Faktoren für den Einsatz virtueller Influencer sprechen, haben menschliche Influencerinnen und Influencer einen entscheidenden Vorteil, der alle anderen übersteigt: Menschlichkeit. Reale Influencer:innen sind authentischer, können echte Beziehungen zu ihrer Community aufbauen und besitzen eine emotionale Tiefe, die VIs nicht erreichen können. Sie können ihre ehrliche Meinung abgeben und ihre Menschlichkeit macht sie um ein vielfaches nahbarer und sympathischer als vermeintlich perfekte virtuelle Influencer. Bei VIs können Konsumentinnen und Konsumenten immer davon ausgehen, dass beworbene Produkte nicht von den VI getestet wurden und dass sie genau das erzählen, was das Unternehmen sich vorstellt und von was es am meisten profitieren kann. Reale Influencer:innen hingegen können Produkte im Vorhinein testen und ihre ehrliche und authentische Meinung dazu abgeben.

Auch ethische Bedenken werden an virtuellen Influencern geäußert, besonders hinsichtlich nach außen getragener Schöheitsideale. Virtuelle Influencer können Standards vermitteln, die für echte Menschen unerreichbar oder sogar gefährlich sind. Bei Werbekooperationen kann außerdem keine Transparenz garantiert werden.

Verschiedene Beispiele für virtuelle Influencer

Virtuelle Influencer:innen sind keine Seltenheit mehr und es gibt einige, die wirklich große Followerzahlen mit ihren Inhalten ansprechen. Wir haben dir ein paar berühmte Beispiele herausgesucht. Es lohnt sich, die Accounts mal zu besuchen:

Wenn wir von virtuellen Influencern sprechen, stellst du sie dir vermutlich so vor wie die oben genannte Lil Miquela oder die in Südkorea bekannte Influencerin Rozy. Sie sollen möglichst „echt“ aussehen. Hinter ihnen steht oft eine ausgeklügelte Storyline. Lil Miquela hat zum Beispiel mit der Zeit zwei „Freunde“ (= weitere Avatare) gewonnen, die gemeinsam Zeit verbringen und deren Freundschaft mit einer Intrige begonnen hat. Ziel ist es, spannende Geschichten zu entwickeln, die dazu führen, dass Follower:innen eine Beziehung zum Avatar aufbauen und stets wissen wollen, wie die Geschichte weitergeht. Diese Art von virtuellen Influencern sind oft in Kooperationen mit Fashion-, Lifestyle- oder Kosmetikmarken zu sehen.

 

 

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Neben den „echt“ aussehenden virtuellen Influencern gibt es auch virtuelle Influencer, bei denen auf den ersten Blick klar wird, dass es sich um keine echte Person handelt. Sie haben oft comicartige Züge und werden ebenso dargestellt. Sie werden von unterschiedlichsten Brands für Kooperationen angefragt. Beispiele hierfür sind noonoouri oder auch bee_nfluencer.

 

 

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Es gibt die sog. V-Tuber. Das sind Streamer:innen oder YouTuber:innen, die für ihre Videos Motion Caputure Technologien nutzen und damit ihren Charakter animieren. Um ihre Privatsphäre zu schützen, zeigen sie ihr wahres Ich nicht, sondern treten als virtueller Avatar auf. Oftmals nehmen auch sie die Gestalt einer Manga- oder Comic-Figur an.

In diesem Video erfährst du mehr über V-Tuber, wie sie aussehen (können).

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Bekannte Beispiele für V-Tuber aus Deutschland sind z. B. maudado oder GermanLetsPlay.

Quellen: onlinemarketing.de, Hubspot, Storyclash, Virtual Garden