KreativitÀt ist erlernbar! Hindernisse, Ideen und Tipps
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Und? Mal wieder nicht kreativ genug? WÀhrend auf Facebook und den Konferenzen alle mit superkreativen Konzepten nur so Schlange stehen, findest du deine eigenen Texte lahm, die Konzepte blutleer und deine PrÀsentationen schlaffördernd. Das können wir nun schnell Àndern!
RealitÀts-Check vorab
Starten wir damit, deine Wahrnehmung zu justieren. Zwei Dinge solltest du unbedingt wissen, bevor du dich unkreativ fĂŒhlst – und allein deshalb gar nicht kreativer werden kannst.
Ist das supergeile, kreative Posting auf Facebook wirklich kreativ?
Oder hat da vielleicht jemand einen Dreh gefunden, der immer wieder ankommt? Eine Idee wie âWill it blendâ ist genial – aber wird seitdem nur noch wiederholt. Oder schaue dir mal âPreppy Kitchenâ auf Facebook an. Und ein âYes we canâ war sensationell – wird seitdem aber nur noch âadaptiertâ. Wer sich schlieĂlich die âkreativenâ Gewinner der zahllosen Content Marketing Preise der Online Marketing Rockstars durchschaut, findet vor allem – gut umgesetzte – aber mittelmĂ€Ăige Ideen. Will sagen: Sooooooo kreativ sind die Kreativen gar nicht. Entspanne dich also und genieĂe deine kreativen Momente – auch wenn sie dir klein vorkommen.
Hinter jeder guten Idee stehen 1.000 âabgeschosseneâ Versuche.
Wirklich gute Werber zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein schier unerschöpfliches Reservoire an guten und schlechten Gedanken zu einem Thema hervorzaubern können – und sich nicht verletzt fĂŒhlen, wenn ihnen die Realisten 1.000 davon âabschieĂenâ. Am Ende siegt dann genau eine Idee. Merke: Wer (aus Angst, aus Stolz, aus Eitelkeit) an seinen Ideen hĂ€ngt, ist nicht mehr kreativ. Am erfolgreichsten bist du, wenn dir nicht das Ergebnis sondern der Weg dorthin den meisten SpaĂ macht.
Und ĂŒberhaupt: Hinter âKreativitĂ€tâ steckt viel mehr Handarbeit, zĂ€he Auswahl und ein groĂes Selbstbewusstsein als man von auĂen sieht. Also schimpfe nicht darĂŒber, dass du un-kreativ bist oder sehne dich nach mehr KreativitĂ€t. Sondern mach ;-)
Vertraue auf dich – und einige Tools. Und die kommen jetzt.
Was uns im kreativen Prozess im Weg steht
Es ist irritierend, was uns davon abhÀlt, kreativ zu sein. Schaut man sich die Punkte an, wird mancher Widerspruch erkennbar:
- Kritische Bewertung von Ideen: Ganz besonders schlecht ist, wenn wir unsere Ideen rational bewerten. Denn unser Hausmeister im Kopf ist gnadenlos und rĂ€umt alles weg, was nicht der Norm entspricht. Deshalb mĂŒssen wir diesen Saubermann entweder ausschalten oder viel schneller sein als er.
- Angst vor Misserfolg: WĂ€hrend wir Adrenalin und Testosteron im Blut haben, ist unser Denken eingeschrĂ€nkt und stark fokussiert. Das ist nĂŒtzlich, wenn wir gerade einem SĂ€belzahntiger entkommen mĂŒssen oder auf der Autobahn 240 km/h fahren. FĂŒr neue Ideen ist das jedoch ungĂŒnstig. E gilt: Erst, wenn wir angst- und wutfrei sind, wird unser Gehirn von Serotonin oder Oxitocin geflutet und das Denken wird breit, trĂ€umerisch und kreativ.
- Mangelnde Ăbung bzw. Routine: 40 Stunden in der Woche arbeiten wir brav und konzentriert – und dann, von jetzt auf nachher, wird ein kreatives Feuerwerk von uns erwartet. DafĂŒr haben wir dann, sagen wir, 26 Minuten und 30 Sekunden Zeit, denn dann steht das nĂ€chste Meeting an. So kann das nicht klappen. Merke: Unsere kreative Flamme ist zart und wir mĂŒssen lernen, damit umzugehen. DafĂŒr brauchen wir – ja, genau – âkreative Routineâ.
- Eingefahrene Denkmuster: Ein typischer Ratschlag ist ja, âdenke doch einfach mal âout of the boxââ. Welch ein Unfug. Denn natĂŒrlich funktionieren wir in unserem Job, weil wir effizient und hoffentlich auch effektiv sind. Wir haben uns darauf programmiert, angepasst und zielfokussiert zu sein – um Erfolg zu haben. KreativitĂ€t ist aber das Ergebnis von gedanklichem Chaos. Das musst du erstmal zusammenbringenâŠ
- Mangelndes Talent? Das ist jedenfalls KEIN Grund fĂŒr mangelnde KreativitĂ€t. In meinen Seminaren sehe ich stĂ€ndig, wie sich gerade in den grauen Langweilern tolle Kreative verstecken, die die besten Ideen rausknallen. Glaube mir: Mangelndes Talent ist eine Ausrede, kein Zustand!
Nun, das klingt nun alles kniffliger als es ist. Denn genau diese Punkte zeigen, dass mit der richtigen Einstellung, etwas Freiraum und ein wenig Ăbung jeder kreativ sein kann. Also los!
KreativitĂ€t ĂŒben – die Tools
Hier einige Ăbungen, mit denen du deine KreativitĂ€t upgraden kannst. Vermutlich ist es keine gute Idee, alle Ăbungen und Tools gleichzeitig einzusetzen. âMehrâ ist nicht âbesserâ. Suche dir aus, was dir am besten gefĂ€llt und suche dir aus, was dir am unangenehmsten ist. Und beginne dann mit genau diesen beiden Ăbungen.
KĂŒnstlertreff
Schon vor vielen Jahren habe ich das Buch âDer Weg des KĂŒnstlersâ von Julia Cameron gelesen. Ehrlich gesagt hat es mir nicht sonderlich gut gefallen, weil ich SpiritualitĂ€t und KreativitĂ€t nur ungern vermische. Doch die Ăbung mit dem KĂŒnstlertreff hat mir viel SpaĂ und neue Einblicke verschafft. Dabei ist es so einfach: Verabrede dich jede Woche (!) fĂŒr mindestens zwei Stunden (!) nur mit dir (!) zu einer ungewöhnlichen (!) Unternehmung.
Mein erster KĂŒnstlertreff fand in einer LandbĂŒcherei statt, danach war ich in Lost Places und auf leeren Baustellen. Wesentlich ist eigentlich nur, dass du dir diese Zeit widmest, dieses âAbenteuerâ alleine unternimmst und auch Dinge tust, die nicht alltĂ€glich sind.
Der Nutzen fĂŒr deine KreativitĂ€t ist klar, oder? Du blickst damit ĂŒber den Tellerrand und das auch noch ungestört.
Automatisch schreiben
Meine Lieblings-Ăbung (wie alle Teilnehmer meiner Seminare wissen) ist das Von-Hand-Schreiben mit Stoppuhr. Das ist ganz einfach: Du brauchst ein Heft, einen Stift (ja, bitte keinen Laptop) und einen Timer. Den stellst du auf zehn Minuten und schreibst genauso lange möglichst viel auf. Im Idealfall das, was dir gerade durch den Kopf geht. Vergiss die Rechtschreibung und Grammatik, glaube nicht daran, dass da nachher ein sinnvolles Ergebnis steht. Schreib einfach.
Das ist dann besonders hilfreich, wenn man es zunĂ€chst zwei oder drei Wochen tĂ€glich macht. Damit trainierst du deinen Schreibmuskel, mit dem du Gedanken aus dem Unterbewussten befreien kannst. Danach kannst du dir fĂŒr eine solche Schreib-Session auch ein Thema geben oder auch mal so lange schreiben, bis du âleerâ bist. Aber Vorsicht, dass kann schon mal eine oder zwei Stunden dauern⊠(Mehr dazu hier).
Brainstorming (aber bitte alleine)
Kannst du dich an das letzte Brainstorming in der Gruppe erinnern? War das wirklich hilfreich? Haben sich wirklich alle zu Wort gemeldet? Und waren das nicht eigentlich lauter Ideen, mit denen jeder nur glÀnzen wollte? Ja, so ist da oft. Da beim gemeinsamen Brainstorming alle GruppenzwÀnge und -Àngste noch viel stÀrker als sonst sind, ist das Ergebnis (siehe oben) meist nicht sonderlich erhellend.
Wenn du das vermeiden willst, dann mach dein Brainstorming alleine. Nimm dir – etwas zu viel – Zeit (also vielleicht 30 Minuten) und schreibe alles mögliche auf, was dir zu einem Thema einfĂ€llt. Mach Skizzen, kringel dir Wörter ein, nimm Farbstifte zur Hilfe. Mach einfach. Versuche darauf zu achten, dass du deine EinfĂ€lle und Wörter nicht bewertest! Spare dir das logische Auswerten der Inhalte fĂŒr nachher. DafĂŒr ist dann immer noch genug Zeit.
Wenn ihr trotzdem im Team arbeiten wollt, empfehle ich das âBrainwritingâ – das ich neulich in meinem Blog beschrieben habe.
Mit der Mindmap gehtâs besser
Statt eines einsamen Brainstormings (siehe oben) liebe ich MindMaps – natĂŒrlich nur digital. Denn diese lassen sich erweitern, umhĂ€ngen und nachher vielleicht sogar exportieren. Ich liebe MindMeister – aber schĂ€tzungsweise gibt es 1.000 Ă€hnliche oder gar bessere Tools dafĂŒr.
Vielleicht ein Gedanke ĂŒber die Dauer des Brainstomings: Versuche, möglichst viele Punkte in einer Session zu notieren und sie auch gleich an die richtige Stelle zu bringen. Je schneller und – ja – unstrukturierter du vorgehst, umso kreativer ist das Ergebnis. Und, wie gesagt: FĂŒr eine vernĂŒnftige Sortierung und Bewertung hast du nachher immer noch Zeit. Deshalb: Folge so lange wie möglich jedem Gedanken und notiere ihn in der MindMap. Und wenn keiner mehr kommt, warte auf den nĂ€chsten.
Erst dann schlĂ€fst du drĂŒber und schaust dir das mit deinem ansonsten ĂŒblichen, kritischen Blick an.
Listenpower
Die Leser meiner BeitrÀge wundern sich manchmal, dass ich offenbar keinen einzigen Artikel schreiben kann, in dem nicht mindestens ein oder zwei AufzÀhlungen, Bullet-Listen oder Top-Listen zu finden sind. (siehe diesen Beitrag hier). Das liegt daran, wie ich an einen Artikel heran gehe: Ich schreibe mir zunÀchst auf, was ich am Anfang sagen will, was im Fazit stehen könnte und sortiere dann meine Gedanken in Listen. ZunÀchst notiere ich mir nur die Stichwörter und mache die Liste so lang wie irgend möglich. Immerhin möchte ich ja gehaltvolle Artikel schreiben.
Und dann spĂŒre ich immer wieder die Macht der Listen: Wenn du anfĂ€ngst, in einer Liste sichtbar Dinge aufzuzĂ€hlen und dir dazu ein bisschen Zeit lĂ€sst, kommt immer (!) viel mehr raus, als wenn du gleich mit dem Schreiben anfĂ€ngst. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt: Aber beim Listenschreiben kommen wir Menschen fast immer von Stock zum Stöckchen. Und weil Stöckchen viel konkreter und interessanter als die Ăste sind, wird das Gesamtergebnis dadurch bunter, vielfĂ€ltiger und kreativer.
Sperre deine besten Ideen ein!
Du kennst das: Am frĂŒhen Morgen – du liegst noch im Bett – kommt dir eine tolle Idee zur Lösung eines Problems: âAh, so könnte das funktionierenâ, denkst du dir. Und kaum bist du im BĂŒro angekommen, willst du die Idee umsetzen. Aber sie ist verschwunden! Weg! Auf Nimmerwiedersehen! Wie Ă€rgerlich.
Ich liebe Evernote, habe immer ein Notizheft (mit dem ich mich derzeit in der Bullet-Journal-Technik ĂŒbe) im Rucksack und sammle Notizen im Geldbeutel. Ist eine Idee da, muss ich sie aufschreiben. Und seit das Notieren einer Idee fĂŒr mich so normal ist wie das Putzen der ZĂ€hne am Morgen, passiert mir diese Ideenflucht zumindest seltenerâŠ
Ein Vorteil hat das schnelle Notieren von Ideen: Du kaust sie nicht weich und matschig! Auch hier gilt, dass eine Idee erstmal ein guter (!) Gedanke ist. Aussortieren kann man ihn spÀter immer noch.
Ăbe, ĂŒbe, ĂŒbe
KreativitĂ€t ist nicht die Eingebung einer höheren Macht sondern ein Muskel, der trainiert werden kann. Nutze alle Möglichkeiten, kreativ zu sein. Etwa auch beim Schreiben von E-Mails oder beginne die Dinge, die du zu erzĂ€hlen hast, etwas phantasievoller zu erzĂ€hlen. Finde Metaphern und Vergleiche, wenn du jemandem etwas erklĂ€ren willst. Und ĂŒberlege dir bei Netflix-Serien, wie es weitergehen wĂŒrde, wenn du der Regisseur wĂ€rst.
Ich liebe Habit Based Goals, also Ziele die einen nicht ĂŒberfordern und bei denen du die grobe Richtung kennst und in Trippelschritten in diese gehst. Wenn du mehr KreativitĂ€t anstrebst, könntest du dir in diesem Sinne etwa vornehmen, jeden Tag zehn Minuten lang etwas (!) kreativ zu machen: eine E-Mail schreiben, eine Geschichte ausdenken, automatisch schreiben. Hier einige weitere Tipps fĂŒr entsprechende Ăbungen.
Du machst das alles – aber es klappt nicht?
Hast du gerade abgewunken, weil du schon alles (oder zumindest vieles) probiert hast – aber es lĂ€uft trotzdem nicht? Du ĂŒbst nun schon seit Wochen âAutomatisches Schreibenâ – aber das Ergebnis ist nur Blabla? Du machst Mindmaps – aber darin steht nur banales, langweiliges Zeugs? Nun, dann gibt es zwei entgegenlaufende Strategien:
- Erstens: Weitermachen, durchhalten und zwar so lange, bis das kreative Tal durchschritten ist und die Kreativ-Fesseln platzen.
- Zweitens: Aufhören, etwas anderes probieren – weil das eine ja nicht funktioniert hat.
Das Dumme daran ist: Beide RatschlĂ€ge gehen in genau entgegengesetzte Richtungen – doch beide können richtig sein. Was also tun, wenn du mal wieder eine Schreibhemmung hast und vor der kniffligen Frage stehst: âweitermachen oder etwas anderes probierenâ?
Hier kommt meine Empfehlung:
- Gehe einen gedanklichen Schritt zurĂŒck und betrachte dein Problem wie ein Berater. Schau dir an, was dein Klient (also du) zuletzt alles getan hat, um endlich zu einer kreativen Lösung, einer groĂartigen Kampagnen-Idee oder einem Ansatz fĂŒr einen Content-Marketing-Inhalt zu kommen.
- Wie fĂŒhlt es sich fĂŒr dich an? Was wĂŒrdest du dir selbst raten: Weitermachen oder die Strategie wechseln?
- Wenn du nun noch kein GefĂŒhl dafĂŒr hast, wirf eine MĂŒnze oder lass den Zufall anders entscheiden. Danach wissen wir ja fast immer, ob uns das Ergebnis passt oder nicht.
- Und nun: Tue das Gegenteil!
Im Ernst: Genau dann, wenn du total Lust auf eine neue Methode hast und endlich mal was ganz anderes ausprobieren willst – bist du in einer irrsinnig kreativen Stimmung und solltest weitermachen. Du bist dann kurz davor! Und, andererseits: Wenn du dich so richtig an das Tool gewöhnt hast und du damit genau da bist, wo du hin willst – brauchst du einen Riss durch die Komfortzone.
Das tut ein bisschen weh. Aber sei ehrlich zu dir, halte diese Spannung aus – und genieĂe das Ergebnis!
KreativitÀt ist auch immer das Verletzen von Regeln. Handle danach! ;-)
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